Mutig und gelassen

24 Jahre lang hat Ulrike Schlachter als Departementskoordinatorin die Geschicke vom D-MAVT gelenkt. Seit September 2023 übernehmen Karin Werer und Maddalena Velonà schrittweise ihre Nachfolge. Im Interview erzählen die drei über ihre Erfahrungen und Zukunftspläne.

von Inken De Wit

Frau Schlachter, 2024 geht für Sie fast ein Vierteljahrhundert an der ETH zu Ende und Sie gehen in den Ruhestand. Was hat sich in dieser Zeit alles geändert?

Ulrike Schlachter: Die ETH Zürich ist insgesamt deutlich dynamischer geworden und sehr gewachsen. Als ich am Departement Maschinenbau und Verfahrenstechnik (D-MAVT) anfing, waren es 20 Professuren. Heute schwanken wir zwischen 47 und 50.

Infolge haben sich die Anforderung an die Organisation und die Abläufe sehr geändert. Anfangs waren die Finanzen mein Hauptthema. Nach und nach kamen dann die Professurenplanung, Stellungnahmen zu Vernehmlassungen, Sicherheitsfragen und die Bereiche Immobilien sowie PR und Kommunikation hinzu. Allein das Thema Immobilien ist bei der Grösse des Departements sehr anspruchsvoll, zumal wir versuchen, eine möglichst grosse Flexibilität zu schaffen. 20 % der Fläche allokieren wir nach Bedarf und nicht fix. Neben all diesen operativen Aufgaben haben zudem die Aussenwirkung und die Wertorientierung an Bedeutung gewonnen.

Gibt es auch Dinge, die sich nicht geändert haben?

Schlachter: Trotz erheblicher Bemühungen (siehe Kasten) liegt der Frauenanteil leider immer noch deutlich unter dem anderer nord- oder osteuropäischer Universitäten. Dafür ist wenigstens die Zahl internationaler Studierender gestiegen, was mehr Diversität bedeutet und den Blickwinkel auf die gleiche Sache erweitert.  

Karin Werer, Ulrike Schlachter und Maddalena Velona sitzen lächelnd nebeneinander
Ulrike Schlachter (M.) mit ihren beiden Nachfolgerinnen Karin Werer (l.) und Maddalena Velonà

Frau Werer, Sie sind seit September 2023 am D-MAVT. Wie ist Ihr erster Eindruck? Deckt er sich mit dem Bild Ihrer Vorgängerin?

Karin Werer: Die Vielfalt an Themen ist in der Tat gross. Und mich begeistert das sehr. Ich schätze den Austausch mit den verschiedenen Ansprechpersonen und all den interessanten Menschen, denen ich tagtäglich begegne, - und wir wollen weiterhin ein vielfältiges, inklusives und gleichberechtigtes Umfeld anbieten, das Diversität und gleichzeitig den Respekt fördern.

Haben Sie deshalb die Aufgabe als Departementskoordinatorin angenommen?

Werer: Nun, ich bin selbst ETH-Alumna und habe persönlich erfahren, wie einen die ETH für den Rest des Lebens prägt. Es motiviert mich, diese Erfahrung nun anderen jungen Menschen ermöglichen zu können und ihnen eine erstklassige Ausbildung und ein hervorragendes, offenes und kreatives Umfeld anzubieten. Die Ausbildung im Bereich Maschinenbau und Verfahrenstechnik wird ihnen die Grundlage dafür geben, Lösungen für die gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit zu entwickeln.

Frau Velonà, Sie teilen sich künftig die Aufgaben der Departementskoordination mit Karin Werer und übernehmen neu das Controlling. Warum haben Sie sich für dafür entschieden?

Maddalena Velonà: Am Anfang habe ich mir natürlich schon die Frage stellt, ob ich mit 60 Jahren noch eine solche neue Aufgabe übernehmen soll – zumal Controlling nicht mein Fachgebiet ist. Ich habe mich schliesslich dafür entschieden, da es eine spannende Herausforderung ist und ich zudem meine Kenntnisse des Departements einbringen kann. Immerhin bin ich seit 20 Jahren am D-MAVT. Hilfreich für diese Aufgabe sind meine Kontakte innerhalb der Hochschule und mein umfangreiches Wissen der Departementsstrategie. So kann ich Karin auch unterstützen. Abgesehen davon ist die Rolle von Ulrike über die Jahre so gewachsen, dass eine Person allein sie kaum mehr bewältigen kann.

Wenn jemand am Departement nicht weiterwusste, hiess es bisher «am besten fragen wir Ulrike». Wie gehen Sie damit um – zumal es natürlich unmöglich ist, den Erfahrungsschatz von so vielen Jahren in wenigen Monaten aufzubauen?

Werer: Stimmt. – Und für mich ist dabei das Faszinierende, dass Ulrike alles ‚on the spot‘ aus dem Gedächtnis beantworten kann.

Aber ja, selbstverständlich braucht es Zeit, diesen Erfahrungsschatz aufzubauen – und diese Zeit nehme ich mir. Als Ausdauersportlerin weiss ich, dass viele kleine Schritte zum Ziel führen. In diesem Sinne erweitere ich kontinuierlich mein Wissen und sammle eigene Erfahrungen. Dabei ergibt sich ein guter Mix aus Bewährtem und Neuem. Denn manchmal ist es auch gut, Dinge aus einer neuen Perspektive zu betrachten.

Zudem kann ich mich auf die langjährige Erfahrung meines Co-Lead Maddalena verlassen. Sie kennt das Departement sehr gut und ist hervorragend vernetzt.

Gibt es Dinge, die Sie bewusst so wie Ulrike Schlachter weiterführen möchten?

Werer: Ich schätze die offene und transparente Art von Ulrike sehr. Mir persönlich ist es ganz wichtig, Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und ich schätze einen vertrauensvollen Umgang. Ulrike hat die Fähigkeit, Menschen abzuholen und einzubinden und ein Umfeld zu schaffen, in dem sich alle Mitarbeitenden weiterentwickeln können. Das gefällt mir. Denn ich selbst stehe ein für eine befähigende und wertorientierte Führung.

Velonà: Mir ist es ein Anliegen, die Kontinuität zu wahren und gleichzeitig daran mitzuwirken, die Aufgaben der Departementskoordination nachhaltig für die Zukunft zu gestalten. Denn wir alle haben erlebt, mit welchen Herausforderungen Ulrike umgehen musste.

Frau Schlachter, Sie haben D-MAVT gelebt – gefühlt jeden Tag und selbst am Wochenende. Was werden Sie vermissen?

Schlachter: Ich werde sicherlich die vielfältigen Kontakte vermissen, die ich an der ETH hatte. Es gibt wohl kaum einen Ort, an dem man mit Menschen mit so vielen verschiedenen Ausbildungswegen und aus so unterschiedlichen Kulturen zusammenarbeitet und Lösungen entwickelt.

Auch wird es mit fehlen, künftig keinen Grund mehr dafür zu haben, so viel Schokolade zu essen oder die unterschiedlichen Kuchen in der Küche probieren zu können.

Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?

Schlachter: Ich habe bereits vor einiger Zeit begonnen, mich aktiv in Vereinen zu beteiligen, Klavier zu spielen, Freunde zu treffen und mit meinem Mann in die Berge zu gehen. Ich denke, all das werde ich künftig ausbauen.

Gibt es einen Tipp, den Sie Karin Werer und Maddalena Velonà vor Ihrem Abschied geben möchten?

Schlachter: Gelassen bleiben. Wir leben in einer sehr privilegierten Umgebung und vergessen das manchmal.

Werer: Dies erfordert sicherlich manches Mal Diplomatie und Kompromissfähigkeit aller. Wobei ich mich darauf freue, diese Herausforderung gemeinsam mit dem Team anzunehmen. Für mich ist es wichtig, den zukünftigen Aufgaben mutig zu begegnen und gemeinsam im Team zur erfolgreichen Führung des Departements beizutragen.

Engagement für Gleichstellung

  • ab 2008 Entwicklung von MINT-Workshops für Kinder und Jugendliche inklusive von Programmen nur für Mädchen; die Grundlage für den Aufbau von externe Seitemint & pepper
  • 2014 Jährlicher finanzieller Zuschuss für LIMES
  • 2016 Einführung D-MAVT Code of Conduct, u.a. für mehr Respekt
  • 2017 Einführung Mentoring-Programm für Erstsemester-Studentinnen in Kooperation mit LIMES (2020 Ausbau auf alle Erstsemester)
  • Stellen mit Verantwortung für Mütter mit reduziertem Beschäftigungsgrad 
  • Regelmässige Förderung von Weiterbildung
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